Das 70–20–10-Modell erklärt: Maßgeschneidert ohne Maßanfertigung

Zwischen Standard und Maßanfertigung – der ERP-Spagat

Wer heute ein neues ERP-System plant, steht oft zwischen zwei Extremen:

🔹 Standardsoftware – günstig, aber zu starr

🔹 Individuallösungen – passgenau, aber teuer und riskant

Viele Entscheider:innen glauben, sie müssten sich entscheiden. Doch was, wenn es einen dritten Weg gibt?

Das 70–20–10-Modell ist genau das: ein strukturierter, planbarer und wirtschaftlicher Ansatz, der sich im Mittelstand vielfach bewährt hat.


Was bedeutet das 70–20–10-Modell bei ERP-Projekten?

Das Modell teilt Ihr ERP-Projekt in drei transparente Entwicklungsstufen:

AnteilBeschreibung
70 % Standard-KomponentenDirekt einsatzbereite ERP-Bausteine – aus unserem bewährten Systembaukasten. Sofort verfügbar, vielfach erprobt und ohne Anpassungsaufwand nutzbar.
20 % vorkonfigurierte SpezialmoduleVorhandene Low-Code-Bausteine aus früheren Projekten, die neu kombiniert und an Ihre Abläufe angepasst werden – visuell, nachvollziehbar und ohne Programmierung.
10 % maßgeschneiderte ErweiterungenIndividuelle Anforderungen, die über Standard hinausgehen, setzen wir gezielt um: Als eigenständige Spezialmodule – konfigurierbar, updatesicher und bis zu 10-mal schneller realisiert als klassische Softwareentwicklung.

Diese klare Aufteilung schafft nicht nur Übersicht, sondern auch Vertrauen – weil alle Beteiligten wissen, worüber gesprochen wird.


Was bringt das 70–20–10-Modell in der Praxis?

🔹 Schneller Projektstart

Standardmodule ermöglichen eine sofortige Umsetzung erster Prozesse.

🔹 Visualisierte Projektstruktur

Die Aufteilung schafft eine gemeinsame Sprache für Entscheider, Fachbereiche und Anbieter.

🔹 Fokus auf das Wesentliche

Nur das, was wirklich individuell ist, wird neu entwickelt – gezielt, effizient und nachvollziehbar.

🔹 Planbare Kosten und Zeiträume

Durch die modulare Struktur lassen sich Budgets besser abschätzen – und Termine realistischer setzen.

Warum Planbarkeit der größte Vorteil ist

Gerade im Mittelstand fehlt oft nicht der Wille zur Veränderung – sondern die Sicherheit, sie kontrolliert umzusetzen.

Mit dem 70–20–10-Modell haben Sie:

  • Kalkulierbare Umsetzungsschritte
  • Messbare Meilensteine
  • Verständliche Kommunikation im Projektteam

Das senkt Risiken und erhöht die Akzeptanz – auch bei Beteiligten ohne IT-Hintergrund.


Praxisbeispiel: ERP-Projekt ohne Überraschungen

Ein Kunde aus dem Metallbau stand vor der Herausforderung, sein ERP-System zu modernisieren – ohne den laufenden Betrieb zu gefährden.

Im ersten Schritt wurden alle Prozesse identifiziert, die für seine Wettbewerbsfähigkeit, Produktivität und Ertragslage entscheidend sind. Diese wurden in einer GAP-Liste dokumentiert und priorisiert.

Die Analyse ergab: Rund 70 % der Abläufe konnten mit der Standardkonfiguration unseres ERP-Systems direkt abgebildet werden – ohne Anpassungsbedarf. Dazu gehörten:

  • Das komplette Belegwesen von der Angebotserstellung bis zur Rechnungsstellung
  • Dokumentenmanagement
  • Projektmanagement
  • Ressourcenplanung
  • Fertigung

Weitere 20 % der Prozesse ließen sich durch bereits vorhandene Module mit minimalem Konfigurationsaufwand abbilden – ganz ohne Programmierung. Das betraf insbesondere:

  • Die Projektkalkulation
  • Die Übernahme der Kalkulation in die Fertigungsplanung

Die Projektkalkulation wurde zum zentralen Baustein für alle nachgelagerten Prozesse. Sie ermöglichte es dem Unternehmen:

  • schneller und präziser zu kalkulieren – dank klar definierter Kalkulationsschritte
  • die Fertigung effizienter zu planen und auf kurzfristige Kundenwünsche flexibel zu reagieren
  • Vor- und Nachkalkulationen direkt nach Projektabschluss zu vergleichen und gezielt auszuwerten

Der verbleibende Anteil von unter 10 % wurde durch maßgeschneiderte Erweiterungen ergänzt – exakt dort, wo es wirklich notwendig war.

Das Ergebnis: Ein planbares, nachvollziehbares ERP-Projekt – ohne Überraschungen.


Fazit: Maßgeschneidert denken – aber modular handeln

ERP muss nicht alles neu machen. Es muss richtig machen, was zählt.

Das 70–20–10-Modell gibt Ihnen einen Rahmen für genau diese Entscheidungen:

  • verständlich
  • wirtschaftlich
  • zukunftssicher

Wenn Sie wissen möchten, wie viel Standard, wie viel Konfiguration und wie wenig Neuentwicklung Ihr Unternehmen wirklich braucht – dann sprechen wir darüber.

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